Haarausfall

Haarausfall, medizinisch als Alopezie bezeichnet, ist ein häufiges Symptom, das Männer und Frauen aller Altersgruppen betreffen kann. Es wird oft als ein kosmetisches Problem angesehen, kann aber auch auf zugrunde liegende gesundheitliche Störungen hinweisen. Haarausfall tritt in verschiedenen Formen auf und kann eine Vielzahl von Ursachen haben. In diesem Artikel werden die Symptome des Haarausfalls, mögliche Krankheitsbilder, Präventionsmaßnahmen und Therapieoptionen im Detail besprochen.

Symptome von Haarausfall

Haarausfall kann schleichend oder plötzlich auftreten und sich in verschiedenen Mustern manifestieren. Die Symptome hängen von der Art des Haarausfalls ab:

  • Diffuse Ausdünnung: Dies ist die häufigste Form des Haarausfalls, bei der das Haar gleichmäßig über die gesamte Kopfhaut dünner wird. Es betrifft oft Frauen und wird häufig durch hormonelle Veränderungen oder Stress verursacht.
  • Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata): Diese Art des Haarausfalls zeichnet sich durch das plötzliche Auftreten runder, kahler Stellen auf der Kopfhaut oder am Körper aus. Die betroffenen Stellen sind oft glatt und von normaler Hautfarbe.
  • Männlicher und weiblicher Haarausfall (androgenetische Alopezie): Bei Männern zeigt sich dieser Haarausfall durch zurückweichende Haarlinien und Ausdünnung am Scheitel. Frauen erleben oft eine Ausdünnung entlang des Scheitels, wobei die Haarlinie in der Regel erhalten bleibt.
  • Vernarbender Haarausfall: Diese seltene Form des Haarausfalls wird durch Entzündungen verursacht, die die Haarfollikel dauerhaft zerstören. Vernarbender Haarausfall kann zu einer irreversiblen Glatzenbildung führen.
  • Telogenes Effluvium: Hierbei handelt es sich um eine plötzliche und weit verbreitete Haarausdünnung, die oft durch Stress, Krankheit oder hormonelle Veränderungen ausgelöst wird.

Zusätzlich zu diesen Mustern können auch weitere Symptome auftreten, wie z. B. Juckreiz, Rötung oder Schmerzen in der betroffenen Kopfhautregion.

Mögliche Krankheitsbilder als Ursache

Haarausfall kann viele verschiedene Ursachen haben, von genetischen Faktoren bis hin zu ernsthaften medizinischen Bedingungen. Im Folgenden werden einige der häufigsten Krankheitsbilder und Ursachen des Haarausfalls erläutert:

1. Androgenetische Alopezie

Die androgenetische Alopezie, auch als erblich bedingter Haarausfall bekannt, ist die häufigste Ursache für Haarausfall bei Männern und Frauen. Sie wird durch die Wirkung von Androgenen (männliche Hormone) auf die Haarfollikel verursacht. Genetische Veranlagung spielt eine Schlüsselrolle, und die Haarfollikel reagieren empfindlich auf Dihydrotestosteron (DHT), was zu einer allmählichen Miniaturisierung der Haare führt. Diese Form des Haarausfalls ist progressiv und kann zu einer teilweisen oder vollständigen Glatzenbildung führen.

2. Telogenes Effluvium

Telogenes Effluvium ist eine vorübergehende Form des Haarausfalls, die durch eine Verschiebung des Haarwachstumszyklus ausgelöst wird. Normalerweise befinden sich etwa 10-15 % der Haare in der Telogenphase (Ruhephase). Bei Telogenem Effluvium steigt dieser Prozentsatz erheblich an, was zu einem verstärkten Haarausfall führt. Mögliche Auslöser sind:

  • Stress: Körperlicher oder emotionaler Stress, wie Operationen, schwere Krankheiten, Verlust eines geliebten Menschen oder hohe berufliche Belastung, kann den Haarzyklus stören.
  • Hormonelle Veränderungen: Schwangerschaft, Geburt, Menopause oder die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel können zu Telogenem Effluvium führen.
  • Ernährungsmängel: Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Eisen, Zink, Vitamin D oder Eiweiß kann Haarausfall begünstigen.

3. Alopecia Areata

Alopecia Areata ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Haarfollikel angreift und dadurch Haarausfall verursacht. Die genaue Ursache dieser Erkrankung ist nicht vollständig verstanden, aber genetische Faktoren und Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Alopecia Areata kann sich als kreisrunder Haarausfall manifestieren, der in einigen Fällen zu einer vollständigen Kahlheit (Alopecia totalis) oder einem totalen Verlust der Körperbehaarung (Alopecia universalis) führen kann.

4. Schilddrüsenerkrankungen

Sowohl eine Unterfunktion (Hypothyreose) als auch eine Überfunktion (Hyperthyreose) der Schilddrüse können Haarausfall verursachen. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse verlangsamen sich Stoffwechselprozesse, was zu dünner werdendem Haar und Haarausfall führen kann. Eine Überfunktion kann ebenfalls Haarausfall verursachen, da der Stoffwechsel beschleunigt wird und der Körper die Nährstoffzufuhr zu den Haarfollikeln nicht mehr aufrechterhalten kann.

5. Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS)

PCOS ist eine häufige hormonelle Störung bei Frauen, die durch einen Überschuss an Androgenen gekennzeichnet ist. Dies kann zu verschiedenen Symptomen wie unregelmäßigen Menstruationszyklen, Akne und Haarausfall führen. Der durch PCOS verursachte Haarausfall ähnelt der androgenetischen Alopezie und betrifft häufig die Kopfhaut entlang des Scheitels.

6. Infektionen der Kopfhaut

Pilzinfektionen wie Tinea capitis können Haarausfall verursachen. Diese Infektionen führen zu runden, kahlen Stellen, die oft von Schuppen, Juckreiz und Rötung begleitet werden. In schweren Fällen kann es zu Vernarbungen und dauerhaftem Haarausfall kommen, wenn die Infektion nicht rechtzeitig behandelt wird.

7. Traktionsalopezie

Traktionsalopezie wird durch das wiederholte Ziehen oder Spannen der Haare verursacht, beispielsweise durch enge Frisuren wie Pferdeschwänze, Zöpfe oder Dreadlocks. Diese mechanische Belastung führt zu Haarausfall entlang der Haaransatzlinie oder an den betroffenen Stellen. In den frühen Stadien ist der Haarausfall reversibel, aber bei fortgesetzter Belastung kann es zu dauerhaften Schäden kommen.

8. Medikamente

Verschiedene Medikamente können als Nebenwirkung Haarausfall verursachen. Zu den häufigsten gehören:

  • Chemotherapie: Medikamente zur Krebsbehandlung greifen schnell wachsende Zellen an, darunter auch Haarzellen, was zu einem diffusen Haarausfall führt.
  • Blutverdünner: Medikamente wie Heparin und Warfarin können in seltenen Fällen Haarausfall verursachen.
  • Antidepressiva und Betablocker: Einige Medikamente zur Behandlung von Depressionen und Bluthochdruck sind mit Haarausfall verbunden.

9. Autoimmunerkrankungen

Neben Alopecia Areata können auch andere Autoimmunerkrankungen wie Lupus und Sklerodermie Haarausfall verursachen. Diese Erkrankungen führen zu Entzündungen und Schädigungen der Haarfollikel, was zu Haarausfall und in einigen Fällen zu Vernarbungen führt.

10. Ernährungsmängel

Eine unzureichende Nährstoffzufuhr kann Haarausfall auslösen, insbesondere ein Mangel an Eisen, Zink, Biotin und Vitaminen wie Vitamin D. Crash-Diäten oder Essstörungen wie Anorexia nervosa und Bulimia nervosa beeinträchtigen ebenfalls die Gesundheit der Haare, da dem Körper essentielle Nährstoffe fehlen.

Prävention von Haarausfall

Die Prävention von Haarausfall hängt weitgehend von der Ursache ab. Hier sind einige allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung:

1. Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralien ist, kann das Haarwachstum fördern und Haarausfall vorbeugen. Besonders wichtig sind:

  • Eisen: Eisenmangel ist eine häufige Ursache für Haarausfall. Lebensmittel wie rotes Fleisch, Spinat, Hülsenfrüchte und angereichertes Getreide sind gute Eisenquellen.
  • Biotin: Dieses B-Vitamin fördert die Keratinproduktion, die für gesundes Haar notwendig ist. Biotinreiche Lebensmittel sind Eier, Nüsse und Samen.
  • Omega-3-Fettsäuren: Diese Fettsäuren sind für die Gesundheit der Kopfhaut wichtig. Sie kommen in fettreichen Fischen wie Lachs, Leinsamen und Walnüssen vor.

2. Stressbewältigung

Da Stress ein häufiger Auslöser von Telogenem Effluvium ist, können Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga oder Atemübungen hilfreich sein, um den Haarzyklus zu stabilisieren und Haarausfall vorzubeugen.

3. Schonende Haarpflege

Das Vermeiden von aggressiven Haarbehandlungen wie häufiges Färben, Dauerwellen oder Hitzestyling kann die Haare schonen und Haarausfall verhindern. Ebenso sollten enge Frisuren vermieden werden

, die zu Traktionsalopezie führen können. Es ist auch wichtig, das Haar sanft zu behandeln, indem man beim Kämmen vorsichtig vorgeht und Haarbruch durch Überbeanspruchung vermeidet.

4. Hormone ausgleichen

Bei Frauen können hormonelle Veränderungen, wie sie etwa durch Schwangerschaft, Geburt, Menopause oder das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) auftreten, Haarausfall auslösen. In solchen Fällen kann die Hormonregulierung durch eine ärztliche Behandlung helfen. Auch der Gebrauch hormoneller Verhütungsmittel sollte in Absprache mit einem Arzt überprüft werden, da sie manchmal eine Rolle beim Haarausfall spielen können.

5. Kopfhautpflege

Eine gesunde Kopfhaut ist die Grundlage für gesundes Haarwachstum. Regelmäßiges Waschen und eine ausgewogene Feuchtigkeitspflege können helfen, die Kopfhaut sauber und frei von Infektionen zu halten, die Haarausfall verursachen könnten. Vermeiden sollte man aggressive Shampoos oder Haarprodukte mit scharfen Chemikalien, die die Kopfhaut irritieren könnten.

Therapieoptionen bei Haarausfall

Die Behandlung von Haarausfall hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Es gibt verschiedene Ansätze, die je nach Art und Schwere des Haarausfalls in Betracht gezogen werden:

1. Medikamente

Es gibt mehrere Medikamente, die zur Behandlung von Haarausfall eingesetzt werden können, abhängig von der Diagnose:

  • Minoxidil: Dieses rezeptfreie Medikament ist sowohl für Männer als auch Frauen zugelassen und wird direkt auf die Kopfhaut aufgetragen. Es kann das Haarwachstum stimulieren und den Haarausfall verlangsamen. Die Wirkung setzt jedoch erst nach einigen Monaten ein, und der Haarausfall kehrt oft zurück, wenn das Medikament abgesetzt wird.
  • Finasterid: Dieses Medikament ist ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff, der speziell bei männlichem Haarausfall eingesetzt wird. Es blockiert das Hormon DHT, das für die Schrumpfung der Haarfollikel verantwortlich ist. Finasterid ist in der Regel nur für Männer geeignet und muss dauerhaft eingenommen werden.
  • Spironolacton: Bei Frauen kann dieses Medikament verschrieben werden, um androgenetischen Haarausfall zu behandeln. Es blockiert die Wirkung von Androgenen und hilft, den Haarausfall zu verlangsamen.

2. Haartransplantation

Für Menschen mit schwerem Haarausfall, der durch Medikamente nicht behandelt werden kann, ist eine Haartransplantation eine dauerhafte Lösung. Bei diesem chirurgischen Verfahren werden Haarfollikel aus dichten Bereichen der Kopfhaut (meist am Hinterkopf) entnommen und in die kahlen Stellen transplantiert. Es gibt verschiedene Techniken, wie die FUE (Follicular Unit Extraction) und FUT (Follicular Unit Transplantation). Die Ergebnisse können sehr natürlich aussehen, erfordern jedoch Zeit zur Heilung und eine erhebliche Investition.

3. Platelet-Rich Plasma (PRP) Therapie

Bei der PRP-Therapie wird Blut des Patienten entnommen, zentrifugiert, um das plättchenreiche Plasma zu isolieren, und dann in die Kopfhaut injiziert. Es wird angenommen, dass die im Plasma enthaltenen Wachstumsfaktoren die Haarfollikel stimulieren und das Haarwachstum fördern. Diese Therapie ist besonders bei androgenetischem Haarausfall und Alopecia areata vielversprechend.

4. Lasertherapie

Die Low-Level-Lasertherapie (LLLT) ist eine weitere nicht-invasive Behandlungsmöglichkeit bei Haarausfall. Es wird angenommen, dass der Laser das Zellwachstum und die Zellreparatur in den Haarfollikeln stimuliert. Diese Therapie ist jedoch nicht für alle Arten von Haarausfall geeignet und zeigt gemischte Ergebnisse in klinischen Studien.

5. Kognitive Verhaltenstherapie und Psychologische Unterstützung

Bei Patienten, die aufgrund von psychischem Stress oder Autoimmunerkrankungen wie Alopecia areata Haarausfall erleiden, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen, die psychischen Belastungen zu bewältigen. Psychologische Unterstützung kann auch hilfreich sein, um den emotionalen Stress durch Haarausfall zu lindern und das Selbstwertgefühl zu stärken.

6. Ernährungsumstellung und Nahrungsergänzungsmittel

Die Behandlung von Haarausfall kann durch eine gezielte Ernährung ergänzt werden. Nahrungsergänzungsmittel wie Biotin, Eisen, Zink, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren können das Haarwachstum unterstützen, besonders bei Menschen mit nachgewiesenem Mangel. Es ist jedoch wichtig, diese Nahrungsergänzungsmittel nur in Absprache mit einem Arzt einzunehmen, um Überdosierungen zu vermeiden, die ebenfalls schädlich sein können.

Langfristige Aussichten

Die langfristige Prognose bei Haarausfall variiert je nach Ursache. Erblich bedingter Haarausfall ist in der Regel progressiv, kann jedoch durch frühzeitige Behandlung verlangsamt werden. Autoimmunerkrankungen wie Alopecia areata können in manchen Fällen spontan abheilen, in anderen jedoch chronisch und wiederkehrend verlaufen. Haarausfall durch Stress oder Nährstoffmangel kann mit einer Besserung der Auslöser reversibel sein. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren stark verbessert, und viele Betroffene können durch eine Kombination von Therapien ihr Haarwachstum zumindest teilweise wiederherstellen.

Quellen

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